Interview mit Ulrich und Norbert Bohle
Nur ein Prozent der deutschen Unternehmen können auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken – und die wenigsten sind heute noch in Familienbesitz. Bohle ist eines davon. Was ist Ihrer Meinung nach das Erfolgsgeheimnis?
Norbert Bohle: Unser Großvater hat Qualität durch und durch gelebt, sodass dieser Wert früh zu einem Leitmotiv unseres Unternehmens wurde und selbst nach 100 Jahren noch im Vordergrund steht.
Ulrich Bohle: Ein Rezept existiert nicht. Es gibt aber etwas, das maßgeblich zu unserem Unternehmenserfolg beigetragen hat: ein hoher Qualitätsanspruch.
Werkstatt des Schwagers von Unternehmensgründer Josef Bohle
Dabei waren die Rahmenbedingungen damals noch ganz anders als heute.
Norbert Bohle: Absolut. Anfang der 1920er-Jahre war die Geldentwertung fürchterlich. Die Arbeitslosigkeit war hoch und die wirtschaftliche Depression gravierend. Unser Großvater ließ sich aber davon nicht abschrecken.
Ulrich Bohle: Er hat in verschiedenen Unternehmen als Schlosser gearbeitet und umfassendes Wissen rund um die Produktion von Schneiderädchen erlangt. Er war überzeugt, man könne diese Werkzeuge besser herstellen, sodass er im Jahr 1923 ein eigenes Unternehmen in der Werkstatt seines Schwagers in Solingen gründete.
Nach den schwierigen Anfangszeiten und dem Krieg folgte in Deutschland der Aufschwung. Wie wirkte sich das Wirtschaftswunder auf Bohle aus?
Ulrich Bohle: Die Nachfrage nach unseren Produkten stieg – und zwar über die Grenzen von Deutschland hinaus. Der Glasschneider Silberschnitt war sehr gefragt – und die Marke sogar bekannter als unser Familienname. Einige glaubten sogar, wir wären die Herren Silberschnitt und nicht Bohle.
Ulrich Bohle beim Interview
Wie ging es dann weiter?
Norbert Bohle: Der nächste Verkaufsschlager war der Saugeheber Veribor, der anfänglich noch Scheibengreifer hieß. So wuchs das Unternehmen auch immer weiter. Schließlich stiegen auch wir in das Unternehmen ein. Es kamen stetig neue Erfindungen hinzu und wir mussten unsere Fertigungsstätten ausweiten. Fündig wurden wir in der Stadt Haan.
Warum nicht in Solingen?
Ulrich Bohle: Dort war das Angebot an Grundstücken zu der Zeit beschränkt. Unser Vater erwarb daher 1969 ein Grundstück im Haaner Gewerbegebiet West. Ein Jahr später war ich der erste aus der Familie, der dort ein Büro bezog. 1984 wurde der Firmensitz dann komplett in die Gartenstadt verlegt. Das war eine sehr spannende Zeit.
Anfang der 2000er-Jahre wechselten Sie in den Aufsichtsrat und zogen sich schließlich 2013 komplett aus dem Geschäft zurück. Wie blicken Sie heute auf die Entwicklung Ihres Familienunternehmens?
Norbert Bohle: Mit seinem Entwicklergeist, dem hohen Qualitätsanspruch und dem engagierten Team ist Bohle gut für die Zukunft aufgestellt. Im Mittelpunkt steht außerdem der Gedanke, dass das Unternehmen nicht nur den Inhabern, sondern immer auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten und Partnern dient.
Ulrich Bohle: Das bringt eine große Verantwortung mit sich. Daher ist es ein gutes Gefühl zu sehen, dass diese Verantwortung auch heute noch kompromisslos wahrgenommen und gelebt wird.
Herr Ulrich Bohle, Herr Norbert Bohle, vielen Dank für das Gespräch.
Norbert Bohle beim Interview